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Gesundheit braucht Netze

Dr. Axel Lehmann, stellvertretender Landrat und Vorsitzender des Gesundheitsausschusses in Lippe: „Der Kreis muss hier viel stärker als bislang eine koordinierende Funktion wahrnehmen und auch die Kranken- und Pflegekassen als Kostenträger mit an den Tisch bringen. Die Mauern im Gesundheitssystem schaden den Patienten und machen es teuer und ineffizient.“

Die Sozialdemokraten trafen in Blomberg mit dem Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Lippe, Dr. Hans-Christian Körner, dem Bereichsleiter Medizin des Klinikums Lippe, Dr. Helmut Middeke, und der Geschäftsführerin des Ärztenetzes Lippe, Constanze Liebe, zusammen. Dabei diskutierten sie auch Lösungen für den Ärztemangel auf dem Land.

Die Vertreter der Ärzteschaft verwiesen auf das Modellprojekt der Gesundheitshelfer in der Geriatrie, das in Lippe beste Ergebnisse erzielt habe. Dabei nahmen sich über drei Jahre „Fallmanager“ älteren Menschen an und koordinierten deren Versorgung zwischen Haus- und Fachärzten, Kliniken, Pflege- und Sozialdiensten. Dadurch seien die Senioren besser versorgt und Ärzte entlastet worden. „Ärzte müssen delegieren dürfen, dann gewinnen sie mehr Zeit für ihre originären Aufgaben“, betonte Dr. Middeke. Solche Kooperationen und Netzwerke ließen sich bislang nur schwer aufbauen, weil unterschiedliche Kostenträger – Krankenkassen, Pflegekassen, Sozialkassen – oft nur ihr eigenes Aufgabenspektrum im Auge haben.

Dr. Körner betonte, dass Lippe zurzeit formal über eine gute hausärztliche Versorgung verfüge. Als unterversorgt gelte nur Lage. Aber aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Ärzte drohe diese Unterversorgung schon in wenigen Jahren auch anderswo, beispielsweise in Lemgo, Barntrup, Lügde oder dem Kalletal. Probleme gebe es auch bei Neurologen, Frauenärzten und Chirurgen. „Ärzte entscheiden nach vielen Faktoren, ob und wo sie sich niederlassen: Bezahlung, Arbeitsplatz für den Partner, Balance zwischen Familie und Beruf und andere. So waren sich Ärzte und SPD einig, dass die Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in Kita und Schule ausgeweitet werden müssen. Körner forderte mehr Medizinerausbildung an Universitäten und leichteren Zugang zum Studium ohne Numerus Clausus.

Um möglichst kurzfristig die medizinische Versorgung auf dem Land zu verbessern, plädiert Lehmann für größere Praxisgemeinschaften, die mit Filialkonzepten auch unterversorgte Regionen bedienen könnten. „Wo das nicht gelingt, ist die öffentliche Hand im Rahmen der Daseinsvorsorge gefragt. Dann muss auch der Kreis darüber nachdenken, mit so genannten Medizinischen Versorgungszentren – gerne unter Beteiligung der Ärzteschaft – diese Lücken zu schließen.“

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